WordPerfect

WordPerfect
WordPerfect,
 
ursprünglich von der Firma Satellite Software International (später umbenannt in WordPerfect Corporation) 1980 auf den Markt gebrachtes Textverarbeitungsprogramm. Die jüngste Programmversion wird von Corel Corp. im Rahmen eines Office-Pakets unter dem Namen WordPerfect Office 2002 vertrieben.
 
WordPerfect verfügt über die für moderne Programme üblichen Schrift- und Absatzformatierungen, die über ein Menü aufgerufen oder über eine Symbolleiste direkt gewählt werden. Auf diese Weise lassen sich Zeilenabstände, Schriftgrößen oder Seitenränder einstellen. WordPerfect arbeitet wie sein Konkurrent Word mit Dokumentvorlagen (Vorlagen) und mit Formatvorlagen. Letztere heißen in WordPerfect allerdings »Styles«. Sie lassen sich in einem speziellen Fenster öffnen und bearbeiten und können dann aus einer Symbolleiste heraus zugewiesen werden.
 
Im Bereich Grafik ist WordPerfect etwas leistungsfähiger als Word, möglicherweise wegen der im Vergleich zu Microsoft stärkeren Präsenz von Corel im Bereich Grafik- und Bildbearbeitung. Zeichnungen lassen sich mit dem internen Grafikeditor erstellen, zudem beherrscht WordPerfect einige einfache dreidimensionale Formen. Weitere grafische Funktionen betreffen das Einfügen und Positionieren von Bildern, wobei WordPerfect noch ein eigenständiges Grafikformat (WPG, Abk. für WordPerfect Graphic) besitzt, aber die meisten Formate importieren kann. Ebenfalls vorhanden sind Objektverknüpfungen per OLE, über die externe Objekte, etwa CorelDraw-Grafiken, in ein Dokument übernommen werden können. OLE ist auch das Verfahren, mit dem sich QuattroPro-Tabellen oder -Diagramme (QuattroPro ist die Tabellenkalkulation innerhalb des Corel-Office-Pakets) in WordPerfect-Dokumente einbetten lassen.
 
Eine der stärksten Funktionen von WordPerfect, mit dem sich das Programm bereits seit den DOS-Versionen von allen Konkurrenten abhebt, ist die Möglichkeit, die Formatierung eines Dokuments auf Steuerzeichenebene anzuzeigen und auch vornehmen zu können (Steuerzeichen). Dazu wählt man im Menüpunkt »Anzeigen« den Punkt »Steuerzeichen«, woraufhin sich das sog. Steuerzeichenfenster unterhalb des normalen Arbeitsbereichs öffnet. In diesem Fenster werden der gesamte Text sowie alle in ihm enthaltenen Formatierungsinformationen im ASCII-Format präsentiert, die Steuerzeichen sind dabei in kleinen Kästchen vom Text abgehoben. Die Arbeit im Steuerzeichen vereinfacht z. B. das Suchen und Ersetzen von Formatierungen; außerdem lassen sich Formatierungsänderungen schnell vornehmen, indem man ein Steuerzeichen doppelklickt; daraufhin geht ein Dialogfenster auf, worin man die neuen Werte eintragen bzw. auswählen kann. Der Text zwischen den Steuerzeichen kann ganz normal editiert werden. Jede Änderung im Steuerzeichenfenster spiegelt sich sofort im normalen Arbeitsbereich wider und umgekehrt.
 
Das Programm speichert seine Daten im internen WordPerfect-Format WPD (Abk. für WordPerfect Data), das - anders als bei Microsoft Word - seit Jahren nicht verändert wurde.
 
Seit einigen Versionen möglich, WordPerfect-Dokumente im Format HTML auszugeben und einzulesen, wobei die HTML-Fähigkeiten von WordPerfect in der jüngsten Version noch um Cascading Style Sheets (CSS) erweitert wurden. WordPerfect ist darüber hinaus eines der wenigen Textverarbeitungsprogramme, die es ermöglichen, Dokumente auf Basis der Beschreibungssprachen SGML und XML zu erzeugen und zu bearbeiten. Die von WordPerfect gebotenen Möglichkeiten reichen dabei so weit, dass es derzeit als das Textprogramm mit der besten XML-Funktionalität gilt. Erwähnt werden sollte noch, dass auch WordPerfect mit Visual Basic for Applications (VBA) als Makrosprache arbeitet.
 
Die Geschichte von WordPerfect beginnt eigentlich außerhalb der PC-Welt. Das Programm wurde zunächst für Computer von Data General veröffentlicht und erst 1984 auf IBM-kompatible Rechner portiert. Danach wurde es auch unter Einbeziehung anderer Betriebssysteme, etwa Unix, Macintosh, OS/2 oder Next, ständig weiterentwickelt.
 
Bis Anfang der 1990er-Jahre besaß WordPerfect kein nennenswertes Menü, sondern wurde fast ausschließlich über Tastenkombinationen bedient. Ein am unteren Bildrand befindliches Menü gab es erst ab Version 5.1, mit der auch zum ersten Mal die Maus als Positionierelement eingesetzt werden konnte - das war 1991. Mit der Version 5.2 wurde dem Programm eine Grammatikprüfung hinzugefügt.
 
Das Menü folgte noch nicht den Empfehlungen des SAA-Konsortiums (SAA). Deren Richtlinien wurden erst in der ersten grafischen Variante 6.0 für DOS umgesetzt, die als reines DOS-Programm eine vollständige grafische Oberfläche besaß, die sich kaum von der nur wenig später (1993) erschienenen Version WordPerfect 6.0 für Windows unterschied. Alle Inhalte, vom Seitenhintergrund über Texte bis hin zu Menüs wurden vom Programm in ein Bild umgerechnet, sodass die Arbeit mit der DOS-Version 6 bisweilen relativ langsam verlief. Diese Version enthielt darüber hinaus einige zusätzliche Funktionen, z. B. eine integrierte Tabellenkalkulation sowie ein Programm zur Erstellung von Geschäftsgrafiken, die sehr zu seiner Beliebtheit beitrugen.
 
Anfang 1995 wurde der bisherige Hersteller WordPerfect Corp. von Novell übernommen. Die bald darauf vorgestellte Version 6.1 für Windows enthielt nun auch eine lexikalische Suche, mit der nicht nur der reine Text, sondern auch davon abgeleitete Wortformen gefunden werden konnten. Allerdings war dies kein wesentliches Argument mehr, um Kunden von dem immer weiter verbreiteten Microsoft Word wegzulocken, sodass der Erfolg von WordPerfect drastisch nachließ. Eine 32-bit-Variante für Windows 95 blieb aus, und das Office-Paket (das neben WordPerfect u. a. die Tabellenkalkulation QuattroPro enthielt) bot keine wesentlichen Vorteile gegenüber den Office-Anwendungen von Microsoft. Dadurch gingen Novell weitere Kunden verloren, und schon 1996 trennte sich Novell von der Produktsparte der Büroanwendungen, die nun von Corel übernommen wurde.
 
WordPerfect gehörte bis vor wenigen Jahren zu den schärfsten und erfolgreichsten Konkurrenten von Word, musste jedoch v. a. wegen der Vormachtstellung von Microsoft bei den Betriebssystemen, eventuell auch wegen kleinerer Schwächen im Bereich Präzision und Formatierung sowie einer vergleichsweise umständlichen Makrosprache (Visual Basic for Applications wird erst seit WordPerfect 9 eingesetzt) viel Boden preisgeben. Außerhalb der Windows-Welt ist WordPerfect ebenfalls nur schwach vertreten. Mit SuSE Linux wurde teilweise WordPerfect Office 2000 vertrieben, und für Macintosh sind derzeit nur ältere WordPerfect-Versionen verfügbar.
 
Mit der Veröffentlichung von WordPerfect Office 2002 teilte Corel mit, dass die bisherigen lokalisierten Programmversionen, die also vollständig in die jeweilige Landessprache übersetzt sind, nicht weiter angeboten werden. WordPerfect wird daher nur noch in Englisch verfügbar sein. Allerdings werden auch weiterhin Zusatzmodule, etwa Rechtschreib- und Grammatikprüfung, sowie Fehlerkorrekturen in Fremdsprachen angeboten.

Universal-Lexikon. 2012.

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